Forderungen für den CSD 2024

Disclaimer

Diese Forderungen sind geschrieben aus einer Perspektive von weißen queeren Personen mit deutschem Pass. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir sind offen für Kritik und Ergänzungen.

Wir wollen mehr als nur ein “(m/w/d)” hinter der Stellenanzeige.

Wir fordern die Schaffung von Voraussetzungen für ein diskriminierungsfreies Leben und ein Ende aller Hindernisse der freien Entfaltung.

Darunter verstehen wir konkret:

Pride-Strukturen

Mit Pride-Strukturen meinen wir beispielsweise die Organisation vom CSD.

Wir fordern Zugänglichkeit und Aufbau von Pride-Strukturen für alle und dass alle Menschen mit physischen und/oder psychischen Beeinträchtigungen in diese Strukturen einbezogen werden.

Wir wollen, dass Prides nicht für kapitalistische Zwecke, sondern für den Kampf für Rechte queerer Menschen genutzt werden.

Wir fordern besseren Schutz für Pride Strukturen vor rechten Gruppierungen.

Feminismus 

Wir fordern, dass alle das Recht auf freie, legale und sichere Abtreibungen haben.

Feminismus muss inklusiv gedacht werden. Queerfeindlichkeit oder rassistische Einstellungen haben im Feminismus nichts zu suchen.

Trans*-exklusiver Feminismus ist kein Feminismus.

Psychische Gesundheit, Ableismus

Wir verlangen eine Entstigmatisierung von psychischen Krankheiten. Psychotherapie kann zwar die krankmachenden Ursachen wie beispielsweise Schuldenfallen, Obdachlosigkeit, Beleidigungen, Anfeindungen und/oder unrealistische Erwartungen nicht beheben, aber hilft vielen Menschen. Daher fordern wir die Zugänglichkeit von Psychotherapie für alle, die sie wollen. Es müssen mehr Kassensitze geschaffen werden.

Es müssen außerdem flächendeckende Anlaufstellen für die psychologische Hilfe für Queers geschaffen werden.
Mehr Psycholog*innen/Therapeut*innen müssen für Queerness sensibilisiert werden.

Wir verlangen, dass mehr öffentliche Gelder unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden, um Räume und Veranstaltungen barrierereduziert zu gestalten. Dazu gehören Bezahlung von Gebärdensprachdolmetscher*innen, Bereitstellung von Technik für Hörschleifen, Rampen, Hebebühnen und Toilettenumbau.

Fettfeindlichkeit

Wir fordern die Entstigmatisierung von dicken Körpern. Jeder Körper ist wertvoll.

Rassismus und Flucht

Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität müssen als Fluchtgrund anerkannt werden.

Wir fordern ein Bleiberecht für alle – auch für Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung/Identität verfolgt, bestraft und/ oder eingesperrt werden.

Polizeikritik

Dem Bundesinnenministerium wurden letztes Jahr 1449 Straftaten aufgrund der sexuellen Orientierung und 854 Straftaten aufgrund der geschlechtsbezogenen Diversität gemeldet. Das sind insgesamt über 2303 queerfeindliche Straftaten und bedeutet eine Steigerung von 62% gegenüber dem Vorjahr. Das können wir so nicht akzeptieren und fordern eine konsequentere Strafverfolgung.

Wir verlangen eine ehrliche Umsetzung des Verbots von racial profiling.

Wir verlangen, dass sofort und kontinuierlich unabhängige Studien zu politisch rechten und rassistischen Strukturen in der Polizei durchgeführt werden.

Wir fordern, dass die Situation für queere Menschen in Gefängnissen verbessert wird – bspw. durch Zugang zu Medikamenten und OPs, einer Unterbringung entsprechend ihrer Geschlechtsidentität und dass der queerfeindlichen Gewalt im Gefängnis durch Mitgefangene und Angestellte ein Ende gesetzt wird.

Queere Repräsentation 

Wir verlangen, dass keine Person abgewertet wird, unabhängig davon ob, auf welche Art, wie viel und mit wem sie Sex hat.

Wir verlangen, dass gegen Konversionstherapien EU-weit vorgegangen wird und diese komplett abgeschafft werden.

Wir begrüßen, dass das Selbstbestimmungsgesetz dieses Jahr in Kraft tritt. Allerdings sprechen wir uns klar gegen die Datenweitergabe nach einem geänderten Geschlechts- oder Namenseintrag queerer Personen aus. Wir fordern deshalb, dass die Änderungsanträge genauso behandelt werden wie alle anderen auch.

Die Forderung nach körperlicher Selbstbestimmung muss trans* Personen einschließen.

Für viele trans*-Personen sind medizinische Eingriffe wie Hormone oder OPs ein notwendiger Teil ihrer medizinischen Grundversorgung. Für all diese Menschen muss ein niedrigschwelliger, selbstbestimmter Zugang zu diesen Leistungen garantiert werden. Wir sind gegen Therapiezwang, sogenannte “Alltagstests” und erniedrigende Begutachtungen.

Wir sprechen uns außerdem gegen medizinisch nicht notwendige Operationen an Inter*-Personen aus, wenn sie die Zustimmung für diese nicht selbst gegeben haben. Diese Forderung ist unabhängig vom Alter der Inter*-Personen umzusetzen. Es sollte nicht für Neugeborene und Minderjährige entschieden werden dürfen, ob diese OPs durchgeführt werden – nicht von den Eltern und nicht von den Ärzt*innen. Die beschriebenen OPs müssen verboten werden.

Wir fordern eine queerbeauftragte Person auf Bundes- und Kommunalebene.

Elternschaft und Bildung

Wir fordern eine Anerkennung von Mehrelternschaften. Das Adoptionsrecht muss reformiert werden: Queere Familien und Eltern sollten ihre Kinder nicht erst adoptieren müssen, um in die Geburtsurkunde eingetragen zu werden.

Wir fordern, dass die Punkte zu den Themen “Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt” aus den Rahmenlehrplänen Biologie und Lebensgestaltung, Ethik und Religionskunde konsequent umgesetzt werden. Sollten Workshops von örtlichen Vereinen besucht werden, wünschen wir uns eine angemessene Vor- und Nachbereitung, sodass Schüler*innen den Zusammenhang zwischen Unterricht und Leben herstellen können.

Außerdem soll auch die queere Geschichte in den Rahmenlehrplänen verankert und somit stärker in den Schulen thematisiert werden.

Wir fordern, dass Vertrauenspersonen in der schulischen und außerschulischen Bildung Workshops von Vereinen oder Gewerkschaften zu queeren Themen besuchen, um für die Lebensrealität queerer Schüler*innen sensibilisiert zu werden.

Queere Jugendliche sollen auch in der Stadt Brandenburg eine Anlaufstelle für queere Themen aufsuchen können, um nicht in die nächstgrößere Stadt fahren zu müssen. Deshalb fordern wir, dass eine Beratungsstelle für queere Jugendliche in Brandenburg zu schaffen ist.

Toiletten in allen öffentlichen Einrichtungen sollen geschlechtsunabhängig gestaltet werden, beispielsweise durch Umbenennung der Räumlichkeiten.

Stadt Brandenburg

Wir fordern von der Stadt Brandenburg, dass diese die drei lokalen queeren Gruppen in ihre Arbeit miteinbezieht. Das bedeutet:

  • Teilnahme zur Flaggenhissung am IDAHOBIT am 17.05. und am Stonewall-Gedenktag am 28.06.
  • Teilnahme am runden Tisch mit dem Oberbürgermeister, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Brandenburg und “Queeres Brandenburg”, um sich über die kommunalen Belange queerer Personen auszutauschen
  • Unterstützung zur Eröffnung einer STI-Teststelle – eine HIV-Teststelle im Gesundheitsamt Brandenburg reicht nicht aus!
  • finanzielle Unterstützung, um queeres Leben in Brandenburg an der Havel sichtbarer zu machen