Antifaschistisches Jugendforum Brandenburg

Deutsch

Hi, mein Name ist Lu und ich bin Teil des Antifaschistischen Jugendforums Brandenburg. Ich möchte zu allererst ein riesiges Dankeschön an die Orgas Havel der Vielfalt und Branne Bande aussprechen, dass sie erneut den CSD in unserer Stadt veranstalten. Ohne sie wäre das heute hier nicht möglich.

Es wäre auch ohne euch nicht möglich, deshalb möchte ich euch von tiefstem Herzen danken, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Ein ganz besonderer Dank geht an diejenigen, die einen weiten Weg auf sich genommen haben, um heute hier zu sein!

Der Christopher Street Day ist eine der wichtigsten Demonstrationen der Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft. Es ist ein Anlass, um all das zu feiern, was wir bereits erreicht haben. Es ist ein Anlass, die eigene Identität vollkommen auszuleben und sie wertzuschätzen. Es ist ein Anlass neue Leute kennenzulernen und Räume voller Offenheit und Toleranz zu schaffen. Aber, und das ist fast am wichtigsten, es ist auch ein Anlass, auf das aufmerksam zu machen, was bislang brachial schiefläuft. Wut und Enttäuschung sind angebracht. Mir ist es sehr wichtig zu betonen, dass wir im Bezug auf sexuelle Identität und Rechte der LGBTQIA+-Menschen wunderbare Fortschritte gemacht haben. Veränderung ist ein langwieriger Prozess und wir dürfen nicht ungeduldig sein. Außerdem dürfen wir uns auf gar keinen fall in unserer eigenen Bubble verlieren! Nur weil in unserem Freundeskreis vielleicht einige queere Menschen sind, oder der Bekanntenkreis offen und respektvoll ist, heißt das nicht, dass wir eine Gleichberechtigung erreicht haben.

Häufig bekomme ich zu hören, warum unsere Community denn einen ganzen Monat bräuchte und die ganzen Demos – das sei alles übertrieben. Wenn wir einfach ganz normal unseren Alltag bestreiten würden, wie alle anderen auch, dann käme die Akzeptanz ganz von alleine. Und jedes mal antworte ich, dass es toll ist, dass einige so offen sind und dass sie die queere Community akzeptieren. Aber es ist nun mal nicht so einfach. Selbst wenn nur eine Minderheit in Deutschland homophob und hasserfüllt sei. Minderheiten können erheblichen, unumkehrbaren schaden anrichten. Wir dürfen die Gefahr, die von hasserfüllten, hetzerischen Minderheiten ausgeht, niemals unterschätzen! Abgesehen davon, sollten wir uns deutliche zahlen vor Augen führen: das Bundeskriminalamt und das Bundesinnenministerium verzeichneten im Jahr 2023 über 2000 Straftaten der Hasskriminalität mit den Hintergründen sexuelle Orientierung und geschlechtsbezogene Diversität. Dass die Dunkelziffer enorm hoch ist, ist hierbei offensichtlich – sie liegt bei ca. 80 bis 90%!! Auch im privaten Umfeld sind queerfeindliche Aussagen keinesfalls Seltenheit.

Meine Botschaft für heute ist also folgende: lasst uns queerphobe Aussagen nicht normalisieren und klar als solche benennen. Wir dürfen die Gefahr, die von einer hasserfüllten, gewalttätigen Minderheit ausgeht, niemals unterschätzen! Gleichzeitig dürfen wir nicht unterschätzen, welche negative Konsequenzen Hass und Ausgrenzung auf queere Menschen haben.

Besonders wichtig ist mir heute Folgendes: geht auf die Straße. geht auf Demos, und zwar nicht nur in bunten Großstädten wie Berlin, sondern vor allem in kleineren Städten im Osten Deutschlands! Unterstützt Städte, wo der erste CSD stattfindet!

Nochmal einen riesigen Dank an die menschen von Havel der Vielfalt und der Branne Bande! Wenn ihr ein paar Euro übrig habt, würde eine Spende für ihre Arbeit uns sehr freuen. Die Orga Havel der Vielfalt veranstaltet übrigens regelmäßig einen queeren Stammtisch – schaut mal bei deren Insta vorbei!!

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.

English

Hi, my name is Lu and I’m part of the anti-fascist Jugendforum Brandenburg (engl. Youth Forum Brandenburg). First and foremost I want to thank the organosations Havel der Vielfalt (engl. Havel of Diversity) and BranneBande (engl. BranneGang), for you are hosting the CSD in this city once more. Without you, this very event wouldn’t be possible.

Also, it wouldn’t be possible without all of you who are here today. That’s why I want to thank all of you from the bottom of my heart for being abound. A special thanks belongs to all of the people who had to travel a long way to get here!

The Christopher Street Day is one of the most important demonstrations for equality in our society. It is an occasion to celebrate the things we achieved so far. It is an occasion to live out one’s own identity to the fullest and to appreciate it. It is an occasion to get to know new people and to create spaces of honesty and tolerance. But, and that’s at least almost the most important: it is an occasion to spread awareness about the things that go horribly wrong so far. Anger and disappointment are appropriate. It is important for me to stress that we had wonderful achievements with regard to sexual identity and rights of LGBTQIA+-people. Change is a lengthy process and we needn’t be impatient. Furthermore, we shouldn’t lose ourselves in our own bubble! Just because there may be some queer people – or because the circle of acquaintances is open and respectful – it doesn’t mean that we achieved an equality.

I often get to hear questions: why does our community need a whole month and all of these demonstrations? It would be over the top. If we’d go about our lives as everyone else, acceptance would rise all by itself. Time and time again, I respond: it’s very nice that some people are this open and that they accept queer people. But it just isn’t that simple. Even if there would only be a homophobic and hateful minority in Germany: minorities can cause serious, irreversible harm. We needn’t underestimate the danger that comes off hateful and rabble-rousing minorities! Apart from that, we should become aware of the actual numbers: the Federal Criminal Police Office (Bundeskriminalamt) and the Federal Ministry of the Interior (Bundesinnenministerium) recorded over 2000 hate crimes with backgrounds of sexual orientations and gender-related diversity. It is obvious that the number of undetected cases is huge – this number ranges from around 80 to 90%! Even in the private sphere, queerphobic remarks are not uncommon.

Hence, the message I have today is as follows: let us not normalise queerphobic remarks and let us label them as what they are. We needn’t underestimate the danger that comes off hateful and rabble-rousing minorities! At the same time, we shouldn’t underestimate which negative consequences hate and exclusion have on queer people.

The following is very important for me: go on the streets, go to demonstrations – and not just the ones in big cities as Berlin, but in smaller cities and towns in the Eastern parts of Germany, especially! Support cities and towns, which organise the very first CSD in that region!

And once more: a huge thanks to the people of Havel der Vielfalt and BranneBande! If you can spare a coin or two, we would be delighted about a donation for their hard work. The organisation Havel der Vielfalt hosts a queer regulars’ table periodically – pay them a visit on their Instagram profile!

Thank you very much for your attention.