Forderungen

Deutsch

Diese Forderungen sind geschrieben aus einer Perspektive von weißen queeren Personen mit deutschem Pass. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir sind offen für Kritik und Ergänzungen.

Wir wollen mehr als nur ein “(m/w/d)” hinter der Stellenanzeige.

Wir fordern die Schaffung von Voraussetzungen für ein diskriminierungsfreies Lebens und ein Ende aller Hindernisse der freien Entfaltung.

Darunter verstehen wir konkret:

Pride Strukturen

Zugänglichkeit und Aufbau von Pride-Strukturen für alle und kein Ausschluss aufgrund von physischen und/oder psychischen Beeinträchtigungen.

Mit Pride Strukturen meinen wir beispielsweise die Organisation vom CSD.

Wir wollen, dass Prides nicht für kapitalistische Zwecke, sondern für den Kampf für Rechte queerer Menschen genutzt werden.

Schwerpunkt Feminismus

Wir fordern, dass alle das Recht auf freie, legale und sichere Abtreibungen haben.

Feminismus muss inklusiv gedacht werden. Queerfeindlichkeit oder rassistische Einstellungen haben im Feminismus nichts zu suchen.

Trans*-exklusiver Feminismus ist kein Feminismus.

Schwerpunkt Mental Illness, Ableismus

Wir verlangen eine Entstigmatisierung von psychischen Krankheiten. Psychotherapie kann zwar die krankmachenden Ursachen wie beispielsweise Schuldenfallen, Obdachlosigkeit, Beleidigungen, Anfeindungen und/oder unrealistische Erwartungen nicht beheben, aber hilft vielen Menschen. Daher fordern wir die Zugänglichkeit von Psychotherapie für alle, die sie wollen. Es müssen mehr Kassensitze geschaffen werden.

Es müssen außerdem flächendeckende Anlaufstellen für die psychologische Hilfe für Queers geschaffen werden. Mehr Psycholog*innen/Therapeut*innen müssen für Queerness sensibilisiert werden.

Wir verlangen, dass mehr öffentliche Gelder unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden, um Räume und Veranstaltungen barrierereduziert zu gestalten. Dazu gehören Bezahlung von Gebärdensprachdolmetscher*innen, Bereitstellung von Technik für Hörschleifen, Rampen, Hebebühnen und Toilettenumbau.


Fettfeindlichkeit

Wir fordern die Entstigmatisierung von dicken Körpern. Jeder Körper ist wertvoll.

Rassismus und Flucht

Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität müssen als Fluchtgrund anerkannt werden.

Wir fordern ein Bleiberecht für alle – auch für Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung/Identität verfolgt, bestraft und/ oder eingesperrt werden.

Polizeikritik

Dem Bundesinnenministerium wurden letztes Jahr 1005 Straftaten aufgrund der sexuellen Orientierung und 417 Straftaten aufgrund der geschlechtsbezogenen Diversität gemeldet. Das sind insgesamt über 1400 queerfeindliche Straftaten und bedeutet eine Steigerung von fast 15% gegenüber dem Vorjahr. Das können wir so nicht akzeptieren und fordern eine konsequentere Strafverfolgung.

Wir verlangen eine ehrliche Umsetzung des Verbots von racial profiling.

Wir verlangen, dass sofort und kontinuierlich unabhängige Studien zu politisch rechten und rassistischen Strukturen in der Polizei durchgeführt werden.

Wir fordern, dass die Situation für queere Menschen in Gefängnissen verbessert wird – bspw. durch Zugang zu Medikamenten und OPs, einer Unterbringung entsprechend ihrer Geschlechtsidentität und dass der queerfeindlichen Gewalt im Gefängnis durch Mitgefangene und Angestellte ein Ende gesetzt wird.

Queere Repräsentation

Wir verlangen, dass keine Person abgewertet wird, unabhängig davon ob, auf welche Art, wie viel und mit wem sie Sex hat.

Wir verlangen, dass gegen Konversionstherapien vorgegangen wird und diese komplett abgeschafft werden.

Wir fordern eine unbürokratische und nicht pathologisierende Möglichkeit, den eigenen Geschlechtseintrag zu ändern oder zu streichen. Wir fordern das Recht auf freie Namenswahl.

Die Forderung nach körperlicher Selbstbestimmung muss trans* Personen einschließen.

Für viele trans*-Personen sind medizinische Eingriffe wie Hormone oder OPs ein notwendiger Teil ihrer medizinischen Grundversorgung. Für all diese Menschen muss ein niedrigschwelliger, selbstbestimmter Zugang zu diesen Leistungen garantiert werden. Wir sind gegen Therapiezwang, sogenannte “Alltagstests” und erniedrigende Begutachtungen.

Wir sprechen uns außerdem gegen medizinisch nicht notwendige Operationen an Inter*-Personen aus, wenn sie die Zustimmung für diese nicht selbst gegeben haben. Diese Forderung ist unabhängig vom Alter der Inter*-Personen umzusetzen. Es sollte nicht für Neugeborene und Minderjährige entschieden werden dürfen, ob diese OPs durchgeführt werden – nicht von den Eltern und nicht von den Ärzt*innen. Die beschriebenen OPs müssen verboten werden.


Elternschaft und Bildung

Wir fordern eine Anerkennung von Mehrelternschaften. Das Adoptionsrecht muss reformiert werden: Queere Familien und Eltern sollten ihre Kinder nicht erst adoptieren müssen, um in die Geburtsurkunde eingetragen zu werden.

Wir fordern, dass die Punkte zu den Themen “Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt” aus den Rahmenlehrplänen Biologie und Lebensgestaltung, Ethik und Religionskunde konsequent umgesetzt werden. Sollten Workshops von örtlichen Vereinen besucht werden, wünschen wir uns eine angemessene Vor- und Nachbereitung, sodass Schüler*innen den Zusammenhang zwischen Unterricht und Leben herstellen können.

Wir fordern, dass Vertrauenspersonen in der schulischen und außerschulischen Bildung Workshops von Vereinen oder Gewerkschaften zu queeren Themen besuchen, um für die Lebensrealität queerer Schüler*innen sensibilisiert zu werden.

Queere Jugendliche sollen auch in der Stadt Brandenburg eine Anlaufstelle für queere Themen aufsuchen können, um nicht in die nächstgrößere Stadt fahren zu müssen. Deshalb fordern wir, dass eine Beratungsstelle für queere Jugendliche in Brandenburg zu schaffen ist.

Und zu letzt, Toiletten in allen öffentlichen Einrichtungen sollen geschlechtsunabhängig gestaltet werden, beispielsweise durch Umbenennung der Räumlichkeiten.


English

These demands are written from a perspective of white queer people with German passports. We do not claim to be complete. We are open to criticism and additions.

We want more than just a „(m/f/d)” behind the job ad.

We demand the creation of conditions for a discrimination-free life and an end to all barriers to free development.

This is what we mean in concrete terms:

Pride structures

Accessibility and development of Pride structures for all and no exclusion due to physical and/or psychological disabilities.

By Pride structures we mean, for example, the organization of CSD.

We want Prides not to be used for capitalist purposes but for the struggle and rights of queer people.

Focus on feminism

We demand the right to free, legal and safe abortions for everyone.

Queerphobia or racist attitudes have no place in feminism.

Trans*-exclusive feminism is not feminism.

Focus on mental illness, ableism

We demand destigmatization of mental illness. Psychotherapy may not fix the causes that cause illness, such as debt traps, homelessness, insults, hostility, and/or unrealistic expectations, but it does help many people. That’s why we call for psychotherapy to be accessible to all who want it.

There also needs to be nationwide drop-in centers for psychological help for queers. More psychologists/therapists need to know more about queerness.

We demand that more public funds are available in an unbureaucratic way to make spaces and events barrier-reduced. This includes payment for sign language interpreters, provision of technology for hearing loops, ramps, lifting platforms, and restroom modifications.


Fatphobia

We call for the destigmatization of fat bodies. Every body is valuable.

Racism and people on the move

Sexual orientation and gender identity must be recognized as a reason for fleeing a country.

We demand the right to stay for all – also for people who are persecuted, punished and/or imprisoned because of their sexual orientation/identity.

Police critics

Last year, 1005 crimes based on sexual orientation and 417 crimes based on gender diversity were reported to the Federal Ministry of the Interior. That’s a total of over 1400 queer-hostile crimes and represents an increase of nearly 15% over the previous year. We cannot accept this and demand more consistent prosecution.

We demand an honest implementation of the ban on racial profiling.

We demand that independent studies on politically right-wing and racist structures in the police be carried out immediately and continuously.

We demand to improve the situation for queer people in prisons – e.g. through access to medication and surgeries, housing according to their gender identity and that queer-hostile violence in prison by fellow inmates and employees is put to an end.

Queer representation

We demand that no person be devalued regardless of whether, in what way, how much, and with whom they have sex.

We demand that conversion therapies are not longer allowed.

We demand a non-bureaucratic and non-pathologizing possibility to change or delete one’s gender entry. We demand the right to choose one’s own name.

The demand for bodily self-determination must include trans* persons.

For many trans* people, hormones or surgery are a necessary part of their basic medical care. An easy and self-determined access to these services must be guaranteed. We are against the force to go to therapy, the so-called “everyday tests” and humiliating assessments.

We are also against medically unnecessary operations on inter* persons if they have not given their own consent. This requirement must be implemented regardless of the age of the inter* persons. It should not be allowed to decide for newborns and minors whether these surgeries are performed – not by the parents and not by the doctors. The described surgeries must be forbidden.


Parenting and Education

We demand recognition of multiple parenthoods. Adoption laws need to be reformed: Queer families and parents should not have to adopt their children first to be registered on the birth certificate.

We demand “sexual and gender diversity” being implemented in School subjects. If workshops are attended by local association, we would like to see appropriate preparation so that students can make the connection between lessons and life.

We demand that persons of trust in school attend workshops of associations on queer topics in order to be sensitized for the life of queer students.

Queer youth should also be able to visit a contact point for queer topics in the city of Brandenburg, so that they do not have to travel to the next larger city. Therefore, we demand to create a queer youth counseling center in Brandenburg.

And last, Toilets in all public facilities should be made gender-neutral, for example by renaming the premises.