Manuela Dörnenburg

Sehr geehrte Anwesende,

„Wenn du nicht frei sein kannst, im Wichtigsten aller Dinge – der Liebe – dann verliert das Leben selbst seine Bedeutung.“

Dieses Zitat stammt von Harvey Bernard Milk, dem ersten, offen homosexuell lebenden, US-amerikanischen Politiker und Bürgerrechtler der Schwulen- und Lesbenbewegung.

Seine Worte – vor mehr als 50 Jahren gesprochen – waren von großer Bedeutung für queere Menschen in einer Zeit, in der frei zu lieben und zu leben den Tod bedeuten konnte.

Diese Zeiten scheinen uns so fern, vor allem wenn wir betrachten, wie weit die Menschheit im letzten Jahrhundert gekommen ist. Auch die Lebensrealität der LGBT+-Community hat sich verändert, wir sind als Gesellschaft aufeinander zu gegangen und der unermüdliche Einsatz von queeren Personen, Gruppen, Projekten und Vereinen brachte uns voran.

Umso erschreckender sind die Entwicklungen der letzten Wochen und Monate, in Deutschland und der ganzen Welt. Angriffe auf Regenbogenfahnen, Gewalt gegen die queere Community, Politiker*innen und Parlamente, die Gesetze gegen Vielfalt verabschieden und gewählte Volksvertreter*innen, dies sich offen menschenrechtsverachtend äußern.

Diese Worte sowie Taten erinnern uns daran, dass die Gleichberechtigung noch lange nicht erlangt ist. Wir müssen weiterhin unbeirrt unsere Stimmen erheben, als Verbündete auftreten, die Geschichten der queeren Community teilen und uns für eine inklusive Zukunft einsetzen.

Dass Sie heute hier in Brandenburg/ Havel den dritten CSD feiern, macht sichtbar, wieviel Mut und Stärke wir besitzen und wie vielfältig unsere Gesellschaft und vor allem Brandenburg ist. Ich bin daher froh, dass es mittlerweile so zahlreiche CSDs im Land gibt. Vieles wird dabei vom MSGIV gefördert.

Die Ministerin, das Fachreferat und ich sind uns sehr einig, dass besonders für junge queere Brandenburger*innen diese wachsende Sichtbarkeit bedeutsam ist.

Die Hoffnung bleibt trotz allem, dass Aufklärungsarbeit vor Ort und das Sichtbarwerden und Sichtbarbleiben gerade in ländlichen Regionen dazu beitragen, Vorurteile gegenüber queeren Menschen abzubauen und vielfältige Lebens- und Seinsformen, wie bspw. auch Regenbogenfamilien dort zu ermöglichen.

Aus den Gesprächen mit Ihnen – den Vertretungen queerer Vereine und Aktivist*innen weiß ich, dass dieses Engagement alles andere als selbstverständlich ist. Es erfordert Mut und Kraft, sich zu zeigen und mit der eigenen Person für Vielfalt im eigenen Dorf oder in der eigenen Stadt persönlich einzustehen.

Gerade im Rahmen der Debatten um die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes ist erneut eine Zunahme an transfeindlichen Äußerungen und Übergriffen zu verzeichnen, wie wir ja in Brandenburg gerade schmerzlich erleben.

Das Land Brandenburg ist an dem bundesweiten Prozess zur Erstellung eines Nationalen Aktionsplan „Queer leben!“ beteiligt und bringt hierbei vor allem das Erfahrungswissen ostdeutscher Flächenländer im Aufbau queerer Vernetzungsstrukturen ein.

Und auch in Brandenburg sind queerpolitische Bewegungen erfolgt: So ist im vergangenen Jahr der Prozess der Evaluation und der Weiterentwicklung des Aktionsplans Queeres Brandenburg durch das Fachreferat des MSGIV mit vielen Trägern aus der Community auf den Weg gebracht worden.

Es gilt, wachsam zu sein und zu bleiben und gemeinsam einzustehen für demokratische Grundwerte, für Vielfalt und für eine gleichberechtigte Teilhabe.

Lassen Sie uns gemeinsam weiterhin dafür eintreten, dass alle Menschen im Land Brandenburg diskriminierungsfrei und selbstbestimmt leben können!

Ich danke Ihnen und wünschen Ihnen einen empowernden CSD Brandenburg/ Havel 2023!