Iran, Nigeria, Saudi Arabien, Somalia, Jemen, Afghanistan, Brunei, Mauritius, Katar, Pakistan, Uganda, die Vereinigten Arabische Emirate – in über 66 Staaten wird Homosexualität noch strafrechtlich verfolgt. In 12 Ländern kann dich deine Liebe sogar das Leben kosten.
In Russland darf man seit Jahren nicht vor Kindern über queere Liebe reden ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. In Amerika möchten die Konservativen die „Ehe für alle“ wieder aus dem Gesetz löschen. Und auch in Deutschland wird das Klima immer rauer.
An gefühlt jedem Tag und nach jedem CSD gibt es Berichte von queerfeindlichen Übergriffen. Über 1400 Angriffe wurden 2022 gemeldet – und die Dunkelziffer wird weit höher sein.
Dazu ein Statement unserer Vorstandsvorsitzenden Katrin Raczynski: „In Berlin gab es im vergangenen Jahr so viele Übergriffe auf queere Menschen wie nie zuvor. Deshalb ist es umso wichtiger, klarzustellen: Wir stellen uns der Diskriminierung queerer Menschen entschlossen in den Weg und stehen an ihrer Seite!“ Regenbogenflaggen werden heruntergerissen und sogar angezündet. Und alte weiße Männer aus München möchten Drags verbieten, Kindern aus vielfaltsthematischen Büchern vorzulesen. Weil es eben Bücher gibt, die Kinder empowern. Die sagen, du bist genau richtig. Du bist ein toller Mensch. Und du lebst in deinem Familienmodell und wirst geliebt.
Wir, die queere Community, sehnen uns nach Ruhe. Endlich mit dem Menschen den wir lieben in der Öffentlichkeit Liebe zeigen. Sich küssen, die Hand des anderen nehmen, sich berühren – ohne den Radar zu nutzen, um zu kontrollieren, ob mir vielleicht gleich eine Faust das Gesicht zerschlägt. Endlich mal Ruhe in der Schule, in der immer noch viele queere Kinder das Gefühl vermittelt bekommen, nicht „richtig“ zu sein. Endlich Frieden in der Familie, in der sich queere Jugendliche immer noch nicht outen können. Endlich sein können, wer Mensch* ist. Endlich Frieden.
Immer noch wählen zu viele Menschen aus Angst zu sich und ihrer Liebe zu stehen, den Tod als letzten Aufschrei. Wann hört es endlich auf?
Ich bin wütend. Wütend darüber, dass uns Menschen vorschreiben wollen, wie wir zu leben und zu lieben haben. Ich bin müde, immer noch für unsere Liebe auf die Straße gehen zu müssen. Meist bei über 30 Grad, während sich das Heteropärchen verliebt ein Eis teilt. Aber es muss eben sein. Auf die Straße zu gehen für gleiche Rechte. Für den Frieden. Und gegen die ewig Gestrigen.
Wir sind der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg. Wir sind seit mehreren Jahren im „Bündnis gegen Homophobie“. Wir sind Teil von „Berlin gegen Nazis“. Wir haben seit 2016 einen queeren internen Arbeitskreis, der für unsere Kolleg:innen in vielen sozialen Bereichen ein Ansprechpartner geworden ist. Wir sind beim IDAHOBIT und bei vielen Demonstrationen dabei – nicht nur beim CSD, sondern bei Kundgebungen gegen rechts. Weil es eben sein muss. Denn: Wer schweigt, stimmt zu.
Happy Pride!